Nachdem meine letzte Beziehung mich wieder einmal mit meinem Thema konfrontierte, die Mutterrolle für Männer zu übernehmen und demnach auch immer wieder Männer anzuziehen, die emotional „schwächer“ und bedürftig sind, damit ich mich stark fühlen kann, entschied ich mich auf den Rat einer kompetenten Freundin dafür, ein Jahr Beziehungspause einzulegen, um wirklich ganz allein für mich zu sein und mich selbst abgegrenzt und unabhängig von anderen zu erfahren.
Insgesamt ein gelungenes Unterfangen, denn nachdem ich mit einigen angefressenen Frustkilos in meine neue Freiheit ging, ließ ich davon einiges los. Nicht nur das – ich erholte mich mehr und mehr auch äußerlich mit frischerem Teint und leuchtenderen Augen – insgesamt mehr Energie.
Ich hatte nicht einmal mehr sexuelles Verlangen, was mich etwas beunruhigte, denn normalerweise war das für mich ein Grundbedürfnis. Nichts. Kein Bedürfnis nach Mann, Sex oder sonstigen Beziehungen. Ganz allein und doch zufrieden.
Ich fing wieder an zu schreiben, mehr zu meditieren, Karten legen zu lernen, rauszugehen, mich zu bewegen und merkte, wie ich mich selbst emotional von anderen abschottete, was mir fast ein Gefühl von Sinnlosigkeit bescherte, aber irgendwie wichtig für die Heilung meines Herzens war.
„Ich bin mir selbst genug“
Denn ich für mich war irgendwie glücklich, aber eben ohne andere Menschen. Das, was mich allerdings immer noch berührte, waren gute Geschichten und gute Filme, die mich zum Weinen brachten.
Ich spürte, wie ich plötzlich ganz unabhängig von den anderen, die üblicherweise meine Schmerzpunkte aktivierten und ich mich dadurch meinen Emotionen ausgeliefert fühlte, nun eigenverantwortlich und voller Mitgefühl mir selbst gegenüber mittels berührender Filme meine Emotionen selbstverantwortlich leben kann.
Diese Achtsamkeit mit mir wurde zu einer zunehmend erfüllenden, selbstbestimmten und selbstliebenden Praxis, die einem sexuellen Erlebnis gleicht, aber einen Unterschied birgt: Es geht noch so viel tiefer, als ein sexueller Höhepunkt.
Weinen gleicht einer männlichen Ejakulation auf Seelenebene
Dieses Gefühl, wenn es plötzlich ganz warm und kribblig in der Nase und dem Bereich hinter den Augäpfeln wird, ist irgendwie orgasmusartig. Es baut sich Spannung auf. Ich hole tief Luft, halte den Atem an und dann bricht es wie ein Samenerguss aus meinen Augen heraus. Es tut fast ein wenig weh, weshalb ich die Augen kurz zukneifen muss, meine Mundwinkel verziehe und den Tränen dann ihren Lauf lasse. Mein Herz pocht während dessen und ich spüre die Erleichterung der inneren Reinigung. Es fühlt sich so schön an, als wäre alles andere egal. Nur mein Tränenfluss und ich und alles ist gut.
Vollkommenheit
In mir vereinen sich männlich und weiblich – Emotionen, die ich selbst halten, annehmen und lieben kann. Voraussetzung für eine Liebe auf Augenhöhe mit einem Partner, der ebenso weiblich und männlich eigenverantwortlich leben kann. Aber eben nicht auf körperlich, verlangender, sexuellen Ebene.
Im Gegenteil: Die Beziehungen von morgen verlangen mehr: Seelentiefe, Echtheit, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Machtspielfreiheit und Bedingungslosigkeit. Und jeder ist selbst dafür verantwortlich, diesen inneren Wachstumsschritt zu gehen – mit Liebe und Enthaltsamkeit – denn manchmal ist weniger mehr.
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