Die einen reden von ihr und meinen sie zu durchleben, andere durchleben sie und wissen nicht, was es ist. Es fühlt sich an wie eine tiefe Krise, eine depressive Episode, ein Burn-Out, ein Anflug von Schizophrenie. In anderen Kulturen gibt es diese Stigmatisierung von psychischen Krankheiten, so wie wir es im ICD-10 festhalten nicht. In Afrika ist Traurigkeit etwas ganz Normales. Der Tod wird dort als Übergang gefeiert. Schamanen haben einen großen Einfluss in ihren Stämmen und allgemein ist die Verbundenheit zur Natur (außen wir innen) wesentlich gewichtiger, als in unseren Regionen. Einfachheit bestimmt das Leben, wo unsere westliche Kultur viele Werkzeuge und Hilfsmittel erschuf, um sich das Leben vermeintlich leichter zu machen, uns jedoch damit immer mehr von uns selbst – unserem Kern, unserer Natur, unserem hohen SELBST, das mit unserer Seele – was unser SEIN ausmacht – verbunden ist, entfernt haben.
Spiritualität vs. „Realität“
Ignorieren oder leugnen wir gar den spirituellen Aspekt unserer Existenz, müssen wir früher oder später vor sog. Mauern rennen, die Bratpfanne über den Kopf gezogen bekommen oder gar in ein tiefes, nicht zu enden scheinendes Loch fallen, in dem wir alles zu verlieren scheinen, was unser bislang geglaubtes Selbst ausmachte und/oder diesem wichtig war. Doch vielleicht sind es mehr die Ego-Anteile, welche uns an die materielle Welt haften und unser Ego-Denken/Fühlen, was uns in „Trennung“ hält, das wir dabei zurücklassen, um in die Allverbundenheit und Alleinheit mit uns selbst zurückzugelangen.
Auslöser für die dunkle Nacht
Die dunkle Nacht der Seele wird meist durch Verlust eines Menschen, einer Begegnung und darauf-folgenden Trennung mit einem Menschen oder auch Orten ausgelöst. Menschen in lang anhaltenden Beziehungen machen auch innerhalb dieser Beziehungen ihre „Transformationsprozesse“ und Entwicklungen durch, ohne dazu Jemanden verlassen zu müssen. Es passiert ohnehin IN einem. Die Zeichen & Informationen über Spiritualität kommen immer mehr zu einem und durch den eigenen kaum aushaltbaren Zustand von tiefer Erschöpfung, Ohnmacht und Ausweglosigkeit, fängt man an, sich damit zu beschäftigen.
Es ist ein Prozess, der mehrere Monate andauert und aus dem man sich mit eigener Kraft herausarbeiten darf. Denn letztlich bringt diese tiefe Ruhe, die sich der Körper und die Psyche dabei holt, die alte Verbindung zu sich selbst wieder zum Vorschein, in dem man keine Kraft mehr hat, sich mit den alt bewährten Strategien der Ablenkung zu entziehen. Ist die Seele einmal durch einen anderen Menschen wahrlich berührt, entkommt man diesem Prozess nicht mehr.
Nach und nach verbrennt das Ego im Feuer der Erkenntnis und lässt übrig, was Bestand hat. Eine höhere Form der Liebe, Verständnis für die Zusammenhänge von Körper, Geist und Seele, den universellen Gesetzen & deren Macht sowie eine starke Intuition, Authentizität und Verbundenheit mit einer höheren Wahrheit. Identifizierungen mit dem Körper durch den emotionalen und körperlichen Schmerz, der in dieser Zeit erlebt wird, dürfen schwinden.
„Wir sind mehr, als die Summe unserer Teile“
Doch wer die dunkle Nacht durchlebt, fühlt sich ausgeliefert, sucht sich Hilfe und merkt, dass letztlich doch niemand helfen kann. Das liegt daran, dass es sich eben nicht um eine typische Depression im Gedankengefängnis handelt, sondern ein Erwachen, dass die höhere Wahrheit erkennt und dabei eben auch an die Grenzen der Schulmedizin, aber auch Scharlatanerie gerät. Es führt kein Weg daran vorbei, sich diesem schmerzhaften, anstrengenden Prozess hinzugeben und zu beobachten, wie sich das Bewusstsein, die eigenen Wahrnehmung sich einerseits erweitern und andererseits alles andere verdunkelt. Wenn Gehirn und Körper weitgehend ausgeschalten sind, bahnt sich ein tiefes Wissen durch unser System, das lange im Verborgenen blieb. Unser menschliches Dasein verlangte von uns „Funktionieren“ im Sinne von Beruf, Familie und Alltag. All das verliert an Bedeutung.
Doch keine Angst. All das wird wiederkommen – in einer transformierten Form. Das bedeutet nicht, dass sich daran unbedingt etwas ändern muss. Es kann sich natürlich ändern. Jedoch nehmen wir all das bewusster wahr, finden eine innere Ruhe, die es uns ermöglicht, nicht mehr Teil der Spirale zu sein, sondern an der Narbe zu verweilen und zu beobachten. Selbst wenn die Kraft zurückkehrt, um teilzunehmen, hat „etwas“ in einem die Führung übernommen, was ein Gefühl von selbstzentrierter Stabilität da sein lässt und somit ein „bei-sich-sein“ bewirkt, das beständig bleibt. Man ist ein Stück mehr zu sich selbst gekommen.
Entwicklung verläuft spiralförmig
Die dunkle Nacht der Seele muss nicht nur einmal im Leben geschehen. Es kann durchaus sein, dass sich eine Seele vorgenommen hat, mehrere Entwicklungszyklen zu bestreiten und dem entsprechende Erfahrungen ins Leben zieht, um daran zu wachsen – zu sich selbst zu kommen, sich aus Verwickelungen, die in vielen anderen Leben mit entstanden sein können, aufzulösen.
Kabbala-Lehre
In der Kabbala-Lehre wird die dunkle Nacht der Seele der BINAH, der dritten Sefira-Kraft zugeordnet, wobei diese Zeit als Prüfung für ein „reines Herz“ betrachtet wird, um letztlich nach durchgemachten Prozess als „bereit“ und „stabil“ für das zu gelten, was dann zu einströmen darf. Es ist die Kraft der höchsten, tätigen Liebe, der höchsten Mutter, die höchste YIN-Kraft, der Mutterschoß allen Lebens und Schöpfung, sowie das ordnende & stabilisierende Prinzip als Gegenpol zum männlichen Chokmah.
Schon C.G.Jung proklamierte, dass kein Baum bis zum Himmel wachsen könne, wenn seine Wurzeln nicht bis in die Hölle reichen würden. Die Hölle beschreibt BINAH. Doch ist diese „Hölle“ nichts weiter, als der eigene Schatten, welcher mit dem Durchleben integriert wird und die Vorraussetzung für die Ernte – die Krone des Baumes schafft. Nicht jeder ist dazu bestimmt, diese Hölle zu erleben. In einer persönlichen Kabbala-Lebensanalyse erkennt man bei Menschen, welche die Wege 3,6 und 7 im Lebensbaum tragen, dass ihnen die dunkle Nacht der Seele nicht unbekannt sein dürfte.
Lebensbaum – Wege 3, 6 & 7
Der Weg 3 ist der Weg der Herrscherin, der Fruchtbarkeit, welche die Gegensätze von männlich und weiblich in sich vereinen darf. „Die große Mutter“ wird dann Mutter, wenn sie die eigene Hölle durchlebt hat. Sie gelangt dadurch zur Weisheit, die sich dann im Gegenüber wiederspiegelt und in ihr zusammenfinden kann.
Der Weg 6 bezeichnet den ureigenen Herzensweg. Dieser ist die Verbindung zwischen BINAH (der weiblichen Hölle) und TIEFERET, der sechsten Sefira – dem Christusbewusstsein, dem ICH BIN. Das Gleichgewicht im Sinne der Mitte eines Baumes kann erst dann erreicht werden, wenn die dunkle Nacht durchschritten ist. Die eigene Strahlkraft und Ruhe nehmen immer mehr zu. Die eigene Aura verändert sich von ganz allein. Menschen fühlen den SEINs-Zustand und tauchen dadurch selbst in ihren eigenen Frieden, um dort Kraft schöpfen und eine höhere Form der Liebe fühlen zu können. Es ist das Hohe Selbst, die innere Sonne und Schönheit, unabhängig von äußerer Schönheit, die wirkt.
Der Weg 7 beschreibt die aktive, sanftmütige Einflussnahme und Vorstellungskraft sowie das erfolgreiche kreative Umsetzen von Geisteskraft, welche zum Sieg führt. Dieser Weg ist mit der achten Sefira HOD. Sie wird als „die Herrlichkeit“ und glanzvolle Ausstrahlung bezeichnet. Sie ist die fachliche, sachliche Kompetenz, welche Ordnung, Struktur und System in alle Dinge bringt. Gefühle nehmen Gestalt an und intellektuelle Kräfte wirken sich dann ordnend aus, wenn man die eigene Hölle durchschritten hat.
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