Hridaya – Yoga & Meditation

Es ist 5 Uhr morgens. Mein Handy weckt mich sanft mit Yiruma „The River flows in you“ und erinnert mich an mein zartes Innerstes, dass diese Art von Musik liebt. Wenn schon wecken, dann wenigstens sanft.

Heute bin ich um 8 Uhr mit meinem Gesanglehrer, Musiker und mittlerweile Meditationslehrer P. über den Dächern der Stadt verabredet. Er ließ sich mehrmals in Rumänien und Mexiko im Hridaya-Yoga ausbilden, was eine sehr sanfte Form des Hatha-Yoga in Verbindung mit Meditation beinhaltet und sich für mein zartes Innerstes extrem wohlfühlend anhört. Nun gibt er das Gelernte endlich auch hier bei uns in der Stadt und dann auch noch in einer endlos schönen Location weiter.

Es ist im 12. Stock der Innenstadtplatte und verspricht Weitblick – morgens um 8 Uhr, wenn die Sonne gerade aufgeht, denn es ist Dezember – kalt, dunkel, nass und ungemütlich. Wer nicht muss, steigt nicht freiwillig aus dem Bett und müsste nicht, weil ich meine Tochter auch später in den Kindergarten bringen könnte und keine Festanstellung habe, bei der ich pünktlich erscheinen müsste. Aber ich will. Ganz deutlich. Ich will.

Nicht nur, dass ich P. liebe und jede Sekunde genieße, die ich seiner Nähe sein kann, weil er meine Skurrilität kennt und mich so bedingungslos annimmt, sondern auch, weil ich weiß, wie gut es mir tun wird, diese Praxis zu meiner Gewohnheit werden zu lassen. P. ist einer der wenigen Menschen, die es allein durch ihre Anwesenheit schaffen, mein Herz zu öffnen. Er sieht ein bisschen aus, wie ich und ich ein bisschen, wie er – kurz gesagt – wir könnten auch Geschwister sein.

Wir begrüßen uns noch in der Dunkelheit. Ich fahre mit meiner Freundin Yette im Fahrstuhl nach oben in den 9. Stock. Von dort aus, laufen wir noch drei Stockwerke auf die oberste Empore des Gebäudes. Es ist eine Art Penthouse und super befreiend so weit über den Dächern der Stadt zu sein. Ich klingel an dem kleinen Knopf neben der Tür, P. öffnet und begrüßt uns mit einem Lächeln, seiner Wohlfühlstimme und einer Umarmung, die mich gleich zu Hause fühlen lässt.

Ich begutachte die Räumlichkeiten und suche direkt nach der Toilette, denn die ist für mich am wichtigsten, weil sie mir Sicherheit gibt. Es gibt im Grunde nur einen kleinen, schmalen Flur, der direkt zum Yogaraum führt.

Auf der rechten Seite geht ein schmaler Gang Richtung Toilette weg, wobei die so klein ist, dass in der Wand ein Loch hineingeschnitten wurde, so dass die Waschmaschine noch hineinpasst. Zwischen dem Toilettengang und der Tür zum Yogaraum befindet sich eine kleine Küchennische auf der rechten Seite, die mit einem Vorhang separiert ist. Es ist alles ziemlich dunkel, weil hier noch kein Fenster eingebaut ist, wodurch Tageslicht hineinscheinen könnte. Zudem liegt ein dunkler Teppich auf dem Boden und die Wände sind dunkelblau und schwarz gestrichen. Trotzdem hat der ganze Eingangsbereich einen doch sehr indischen, orientalischen Flair. Es riecht nach Chai-Tee. Es ist ein bisschen kalt und obwohl mich das normalerweise stören würde, macht es mir jetzt nichts aus. Mein Herz ist warm, das reicht. P. geleitet uns in den Yogaraum, wo unsere Augen größer und unsere Pupillen kleiner werden, denn von rechts und links lassen die durchgängigen Fensterfronten alles Licht herein, was Sonne und Wolken jetzt gerade um 8:00 Uhr morgens hervorbringen. Eine handwerkliche Eigenkonstruktion des Vermieters gibt dem Raum einen zweiten Boden, der auf ca. einem Meter Höhe mit Parkett angebracht ist und damit den Eindruck erwecken lässt, durch die nun bodentiefen Fenster, oben im Himmel zu sein und weit weg von der schweren Erde und den Problemen der Menschheit. Es fühlt sich leicht an hier oben – wie auf einer Wolke.

Unser Mentor hat bereits zwei Yogamatten für uns ausgelegt, er selbst nimmt vor uns auf seiner eigenen Matte Platz und beginnt die Session mit einem Gong auf der Klangschale. Wir sitzen im Schneidersitz auf unseren Matten und beginnen die Stunde mit Stille, um im Hier und Jetzt anzukommen. Es ist wundervoll. Noch vor 2 Jahren konnte ich es kaum aushalten in Gesellschaft von anderen Menschen, weil ich mich nicht abgrenzen konnte. Jetzt kann ich mich zwar besser abgrenzen, aber auf Dauer ist es einfach anstrengend.

Deshalb achte ich kleinlichst darauf, mit wem ich meine Zeit verbringe und wer in meiner Nähe sein darf, vor allem bei so tiefgehenden Momenten, in denen ich mich wirklich hingebe – ob nun spirituelle, künstlerisch, kommunikativ oder sexuell. Ungute Fremdenergien schaden da nur.

Aber hier, mit zwei Menschen, deren Herz-, Wurzel-, Kronen- und Kehlchakra so offen und rein ist, sprüht es vor Energie. Die Übungen sind einfach. Die ruhige Stimme unseres Lehrers begleitet uns durch die drei Stunden sanft und warm. Zwei Stunden davon praktizieren wir die Yogaübungen, die unsere einzelnen Chakren von oben bis unten und von unten bis oben aktivieren.

Alle Übungen werden gaaaaanz langsam, ganz meditativ und mit geschlossenen Augen durchgeführt. Immer wenn wir verharren, fragen wir uns: „Wer denkt hier? Wer fühlt hier? Und wer bin ich?“ Diese fragen sollen helfen, in eine Metaebene zu gelangen und zu beobachten, was Verstand ist, der bestimmte Gedanken denkt, wer der Beobachter ist, der diese Gedanken beobachtet und wer derjenige ist, der Schmerz fühlt.

Als wir eine Vorbeuge machen, spüre ich vor allem mein Wurzelchakra und es fühlt sich großartig an, diese Energie in mir zu aktivieren und nicht mehr von der Bodenständigkeit anderer abhängig zu sein. Diese Erdung bringt mich in kürzester Zeit zu mir in meine eigenen Stabilität. Lustigerweise bin ich extrem verkürzt in meiner Rückseite, was die Übung wirklich schmerzhaft für mich macht. Aber das ist genau die Blockade, durch die ich durch muss. Atmen, annehmen und vorüber gehen lassen.

Dann löst es sich Stück für Stück und bekommt die Energie, die fehlt. Als wir später eine Übung für das Sexual- und Solarplexuschakra machen, spüre ich den Hauch einer Panikattacke, wie ich es vor 2 Jahren ständig hatte. Ich frage mich, wer denkt, wer fühlt da? Und ich bekomme die Antwort: Die selbsterniedrigenden Gedanken und Abwertungen kommen aus meiner Kindheit, von meinem Vater, dessen Glaubenssätze in mir gespeichert sind, wie Gift, mit dem ich mich immer wieder selbst sabotiere.

Denn wenn ich frage: Wer fühlt da? Sehe ich ein kleines Mädchen vor mir, dass furchtbar verletzt ist und weint. Ich nehme es in den Arm und tröste es. Und die Panik verfliegt. Trotzdem beende ich die Übung. P. leitet die nächste Übung – den sogenannten Pflug ein, wobei die Beine über Kopf geschwungen werden. Ich mache eine Pause und gehe zur Toilette, um das Geschehene kurz sacken zu lassen. Als ich zurück in den Raum komme, hat Yette bereits Position eingenommen und streckt mir ihr Hinterteil entgegen.

P. korrigiert ihre Beinhaltung vorsichtig. Als ich mich langsam in Position bringe, tut er gleiches bei mir und bringt sich anschließend selbst in Position. Stille. Mein Bauch ist in Ordnung. Ich spüre, wie die Energie in meinem Hals aktiviert wird und es fühlt sich gut an.

Als Merkurianerin mit Zwillingssonne und Jungfrauaszendent sollte mein Kehlchakra frei sein, um meiner Berufung nachgehen zu können. Doch es ist blockiert, wie auch mein Herzchakra von all dem Schmerz und den Verletzungen, mein Wurzelchakra und mein Solarplexuschakra – Stabilität und Selbstwert. Der yogische Erklärungsansatz für die Heilwirkung der Asanas ist der, dass durch den Druck auf den jeweiligen Bereich – in dem Falle Kehlkopf und Schilddrüse die Blutzirkulation angeregt wird und dadurch kein Krebs entstehen kann bzw. der Bereich in seiner ursprünglichen Funktion aktiviert wird.

Das, was bei mir gut funktioniert ist mein drittes Auge und mein Sexualchakra – ich glaube, dort fließt die meiste Energie, wenn ich mir die Blicke von Männern anschaue, die mir begegnen. Dort ist auch das Zentrum für Kreativität und kindliches Spiel, was definitiv zu meinen Stärken zählt.

Als wir eine Übung zum Stirnchakra machen – dort, wo sich das dritte Auge und das Zentrum für Hellsicht, Klarheit und Wahrnehmung befindet, fange ich an, die Aura der anderen zu sehen. Die Übung ist eine spezielle Form des Baumes. Wir verknoten unsere Beine miteinander, stehen allerdings auf einem Bein, verknoten unsere Arme miteinander und fixieren mit den Augen einen Punkt an der Wand.

Und schwubs, nach ein paar Minuten fängt der Bereich um meinen Händen an, weiß-gelb zu werden. Die Farbe dehnt sich immer mehr aus und folgt den Bewegungen meiner Hand. Es ist faszinierend. Dann schaue ich zu P. Ihn umgibt ein lila Farbschweif. Es sieht so ähnlich aus, wie auf einer Wärmebildkamera. Yette leuchtet grün. Wow, ich bin begeistert, wie diese Yogatechnik in Verbindung mit Mediation seine Wirkung zeigt. Nicht nur, dass ich mich unglaublich ausgeglichen und friedlich fühle, es hilft mir auch, meinen Körper zu spüren und in mir Antworten zu finden, nach denen ich sonst verzweifelt im Außen gesucht habe.

Im Anschluss an die Asanas, konzentrieren wir uns auf unser spirituelles Herz in unserer rechten Brust und ich merke, wie dieser Punkt schmerzt. Er brennt richtig, als wäre ein Loch hineingebrannt. Das macht mir Sorge. Ist mein Herz so schlimm verletzt? 3 Jahre liegt meine Scheidung nun zurück, der Tod meiner Mutter 9 Monate und die Wunden in meinem Herzen sind vermutlich schon 30 Jahre alt. Ich muss mich dringend darum kümmern, denn ich glaube, dass dies der letzte Schritt meiner Heilung ist. Ich merke mir vor, bei der nächsten Session vor allem auf die Herzchakraübungen zu achten und wahrzunehmen, was ich in mir spüre.

Doch nun wird es Zeit für eine 45minütige Meditation zum Abschluss. Unser Anleiter führt die Meditation zunächst durch seine Worte und entlässt uns dann nach ein paar Minuten ins Nirwana.

Für mich sind geführte Mediationen wie Gute-Nacht-Geschichten. Ich schlafe dabei meistens direkt ein. Vor 4 Jahren habe ich die transzendentale Meditation gelernt. Dies ist eine spezielle Technik mit einem Mantra, die am effektivsten und schnellsten seine Wirkung zeigt – sowohl innen, als auch außen, unabhängig von allem.

Als ich damit anfing und mit einer Zeremonie in den weltweiten Kreis der Meditierenden traditionell indisch eingeführt wurde, änderte sich plötzlich schlagartig meine komplette Wahrnehmung. Ich war nicht mehr Akteurin, sondern Beobachterin. Ich erfuhr schon damals, wie es sich anfühlt, wenn sich das Bewusstsein erweitert und man sich nicht mehr mit den Rollen, Gefühlen, Gedanken und Umständen identifiziert, sondern von außen schaut und selbst nicht mehr mitspielt.

Das ist derart befreiend, weil man nicht mehr manipulierbar ist, stets und ständig bei sich ist und nicht mehr durch nervige Emotionen kontrolliert wird. Denn das, was Meditation bewirkt ist die Kontrolle der Gedanken.

Und wie die Hirnforschung bereits wissenschaftlich nachweisen konnte, sind unsere Gedanken mit unseren Emotionen verbunden und bestimmen unsere Realität und unsere Wahrnehmung. Und diese wiederum erzeugt eine gewisse Resonanz im Außen, die uns dann immer wieder in Wechselwirkung als Spiegel auf das hinweisen will, was in uns noch nicht gesehen und angenommen ist. Dabei wird immer klarer, dass alles, was man individuell im Außen erfährt und wahrnimmt, ein Spiegel des Inneren unerlöste, des Karmas oder auch der Schönheit ist. Es ist alles da und nichts von dem, was andere Menschen tun oder nicht tun, hat mit einem selbst zu tun. Es sei denn, wir nehmen es wahr, bewerten es als positiv oder negativ, fühlen uns dadurch angetriggert, emotional berührt oder in sonstiger Weise angezogen oder abgestoßen. Dann hat es immer etwas mit uns selbst zu tun. Sei es in der Form, dass wir Dinge an uns selbst unbewusst ablehnen, nicht leben oder ignorieren. Erst wenn wir uns von der Identifikation lösen können, sind wir frei.

Denn dann haben wir die Wahl, ob wir in eine Identifikation gehen oder nicht. Wir haben die Wahl uns zu entscheiden, ein Spiel mitzuspielen oder es zu lassen. Denn das menschliche Verhalten in Gruppen und Gesellschaften in meistens egogeprägt. Die wenigsten Menschen sind wirklich ehrlich, authentisch und vor allem bedingungslos. Insofern konnte ich mich schon als Kind hier irgendwie nicht so richtig einleben. Ich fühlte mich schon immer ein bisschen, wie von einem anderen Stern, weil die Menschen irgendwie nicht so bedingungslos lieben können, wie ich das tat und dadurch sehr viel Schmerz in meinem Herzen entstand.

Ich erinnere mich an ein Seminar mit Carola Winter vor ein paar Monaten. Sie ist eine tiefenpsychologisch-metaphysisch arbeitende Beraterin und sich vor allem auf die Transformationsarbeit durch die Heilung des inneren Kindes, der Ursprungsfamilie und anschließende Herzöffnung spezialisiert.

Sie haben nur die Besten der Besten ausgesucht, um den Job als Lichtarbeiter auf Erden auszuüben. Es gibt nur zwei Bedingungen, die ihr erfüllen müsst, um den Job ausführen zu können. Erstens vergesst ihr alles, was ihr wisst und zweitens müsst ihr werden, wie sie.“ sagte Carola Winter in einem ihrer Aufwachvorträge und jeder fühlte sich angesprochen.

Und dann führte sie weiter aus: „Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Solange du hier bei mir wohnst und deine Füße unter meinen Tisch stellst, machst du, was ich dir sage! Sie verstellte ihre Stimme, als ob der frühere Vater zu einem sprechen würde und wechselte nun in die passende Kinderstimme: „Ich wollte doch nur…“

Sie triggerte die inneren Kinder jedes einzelnen und alle weinten, weil der Schmerz so tief saß und immer noch da war – festgehalten und ungesehen, so dass er nicht gehen konnte.

Die inneren, verletzten, ungeliebten und ungesehenen Kinder sind es, die immer da sein werden und anklopfen, wenn die innere Leere mit äußeren Umständen, seien es Liebespartner, Alkohol, Kaufrausch, Zigarette, Arbeit, Sex, Sport oder Freunden aufgefüllt werden kann. Die innere Leere oder die Ohnmacht, die einen in die Knie zwingt, die einen abspaltet von der Liebe, von der Freude, von der Einfachheit – die Verbindung zu sich selbst. Und nur die kann die Fülle, die Vielfalt, die Kreativität, das Schöpfersein und das Mitgefühl mit sich selbst aktivieren und damit heilen. Das Ergebnis? Grundlose Freude, Verbindung zu Authentizität, Stabilität, Manifestation allein durch Gedankenkraft, Liebe, Leichtigkeit, Freiheit, Selbstbestimmung und Leben, statt Überleben.

Es ist still. P’s Worte dringen trotz seiner Sanftheit tief in meinen Körper und ich denke, dass es Zeit ist loszulassen und uns der Stille hinzugeben. Es ist still. Ich denke mein Mantra. Es braucht nicht viel. Mein Verstand braucht diesen Gedanken des stupiden Mantras noch, um eine Aufgabe zu haben, sonst denkt er zu viel wirres Zeug, was mich emotional zu sehr aufregt. Doch das Mantra verschwindet schon langsam, taucht nur in immer größeren Abständen auf, um noch ein bisschen Halt zu geben und dann ist es weg – Stille – kein Gedanke – kein Gefühl – Nichts – absolute Leere für ein paar Millisekunden oder eine Sekunde – ich weiß es nicht.

Hier gibt es keine Zeit, hier gibt es keine Worte, nichts Benennbares. Im Nirwana angekommen – fühle ich mich befriedigt, als ein tiefer Atemzug durch mich durchdringt, weil mein Körper nach so langer Ruhe Sauerstoff will. Alles ist miteinander verbunden. Körper, Geist und Seele. Meine Seele kommt nach Hause. Mein Geist ist endlich mal abgeschalten, mein Körper holt meinen Geist wieder zurück, weil er atmen muss.

Meine Gedanken springen wieder ins Mantrafahrzeug und bringen meine Seele wieder zurück nach Hause, dort wo es sich wohlig, geborgen anfühlt. Und wieder kommen Bilder in mir hoch, meine Beine scheinen langsam einzuschlafen, dass mein Körper es nicht erlaubt, noch einmal so tief zu sinken. Den Rest der Zeit quäle ich mich ein wenig herum, die richtige Position zu finden, aber es will nicht klappen. Mein Körper und mein Geist sind schon so sehr auf 20-Minuten-Meditationen getrimmt, dass 45 Minuten kaum möglich sind.

Die Einführung in die Meditation ist das beste, was ich machen konnte und je mehr ich über andere Meditationstechniken lerne, desto mehr erkenne ich, dass ich auch in meinem Alltag schon in meditativen Zuständen bin, wenn ich putze, wenn ich nachts schlafe oder auf eine Kerze stiere. Meditation ist im Grunde nur die bewusste, aktive Ruhe, um Körper, Geist und Seele wieder miteinander zu verbinden. Mein Vater schimpft immer auf spirituellen Kram, belächelt meine Astrologiekenntnisse und sonstige Bewusstseinsweisheiten, weil das alles „Humbug“ und „Nonsens“ in seinen Augen ist und doch macht auch er jeden Tag Mittagsschlaf im Sitzen auf der Couch, egal, was drum herum passiert, ob die Kinder spielen oder er sogar ein Baby auf dem Arm hat. Er schläft einfach ein – und zwar genau für 20 Minuten. Er ist spirituell und lebt die ganze Weisheit, ohne auch nur jemals ein Wort darüber gelernt zu haben. Er tut es einfach.

Es gongt. P. weckt uns mit einem sanften Schlag gegen die Klangschale aus unserer Trance. Wir lassen uns Zeit, ehe wir die Augen öffnen. Denn eines weiß ich: Wenn man zu schnell aus diesem tiefen Ruhezustand zurückkommen will, gibt es Kopfschmerzen.

Draußen scheint die Sonne hinter vielen, dicken Wolken hervor und die die Wolken ziehen in Windeseile über die Dächer der Stadt. Der Himmel ist bunt, wie ein kompletter Regenbogen, weil das Wetter sich offenbar nicht entscheiden kann, ob es heute regnen oder sonnen will.

Yette reckt und streckt sich neben mir. Ich starre in die Weite und bin still. P. gibt uns die Möglichkeit Fragen zu stellen, aber ich bin einfach nur sprachlos, aber glücklich. Vor allem friedlich. Mit einem Grinsen im Gesicht schauen wir uns alle an, als hätten wir gerade wundervollen Sex miteinander gehabt. Und irgendwie ist es sogar schöner, weil jeder seine Energie für sich behalten durfte und wir uns trotzdem auf seelischer Ebene miteinander verbinden konnten. Denn wenn ich eines erfahren habe, dann ist es die Erkenntnis darüber, dass körperliche Nähe niemals so nahe und verschmelzend sein kann, wie seelische Nähe und Verbundenheit.

Zwei materiell getrennte Systeme zu vereinen, mag ein Feuerwerk an Emotionen auslösen, doch wird der Schmerz über die Trennung dieser beider Systeme niemals schwinden können. Der einzige Trost ist das deutlich spürbare und doch unsichtbare Band, was Menschen bzw. Seelen zu einem werden lässt, wenn man sich dem öffnen kann und sich traut, dem unsichtbaren zu vertrauen. Denn letztlich geht es immer nur um das Gefühl, mit dem wir unsere Realität erschaffen.

– Namasté –

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